Der Algebraist by Ian Banks

Der Algebraist by Ian Banks

Autor:Ian Banks [Ian Banks]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2010-09-14T11:18:52+00:00


In nur drei Tagen war er zurück. Hatherence war dabei, den Inhalt einer anderen Bibliothek zu inspizieren, als er sie fand. Der Raum war fast vollkommen kugelförmig und hatte keine Fenster, nur durch einen Kreis im Zentrum der Decke drang ein matter Lichtschein, und in jedem Regalbrett sorgten zwei eingelegte Biostreifen, die gespenstisch grün leuchteten, für eine gewisse Helligkeit. Säulenregale, geformt wie riesige, nach innen zeigende Flügelräder, verliehen dem Raum ein seltsam organisches Flair, sie wirkten wie Rippen im Innern eines riesigen Lebewesens. Der Colonel schwebte neben einem der schmalen Regale fast im Zentrum. Auch ihren Schutzanzug zierten grüne Leuchtstreifen.

»So früh schon, Major?«, fragte sie und legte einen schmalen Holokristall zu vielen anderen auf ein Bord zurück. Zugleich sendete sie: – Unser Freund hatte nichts von Interesse zu bieten?

»Der Weise Jundriance gab mir so viel Stoff zum Nachdenken, dass ich mich entschloss, auf normale Geschwindigkeit zurückzugehen, um es zu verarbeiten«, antwortete Fassin und signalflüsterte: – Der alte Bastard hat mir einen Dreck gegeben. Im Grunde versucht er uns nur hinzuhalten.

»Während Sie Konversation machten, habe ich Forschungen betrieben.«

»Etwas Wichtiges gefunden?«, fragte er und schwebte zu ihr.

- Manches weist darauf hin, dass vor nicht allzu langer Zeit viele andere Dweller hier wohnten. Vielleicht bis vor ein paar Tagen. »Das Haussystem ist offenbar der Meinung, es müsste irgendwo einen Katalog der Kataloge gegeben. Es sollten sogar zahlreiche Exemplare davon herumliegen.«

»Ein Katalog der Kataloge?«, fragte Fassin. – Andere Dweller?

»Der erste Katalog, den Valseir zusammenstellte, und in dem die Einzelwerkskataloge aufgelistet sind, die er danach aufstellen wollte.« – Es könnten bis zu zehn oder zwölf gewesen sein.

Außerdem habe ich den Eindruck, dass Livilido und Nuern mehr oder zumindest anders sind, als sie scheinen.

»Ein Katalog für alles wäre wohl zu einfach gewesen?«, fragte Fassin und sendete: – Mir kamen sie auch nicht wie gewöhnliche Diener vor. Wo sind denn nun diese zahlreichen Exemplare?

- Ich habe den Verdacht, jemand hat sie entfernt. Sie wären der Schlüssel zu einer systematischen Suche gewesen, antwortete der Colonel. Laut sagte sie: »Er hielt dieses Vorgehen wohl für logisch. Jedenfalls mangelt es nicht an Material, nicht einmal jetzt, nachdem so viel entfernt wurde. Ein einziger Katalog wäre wohl zu umfangreich geworden.« Der Colonel hielt inne. »Eine einzige große Datenbank mit großzügig dimensionierten Unterdateien, teilweise überlappenden Kategorien und Unterkategorien, einer hierarchisch skalierbaren Querverweisstruktur und eingebauten, halbintelligenten Lernprogrammen für die Anwender wäre natürlich noch sinnvoller und sehr viel nützlicher.«

Fassin sah sie an. »Wahrscheinlich wäre er dazu noch gekommen, nachdem er abgeschlossen hatte, was er unter einer ordentlichen Katalogisierung verstand – alles in einer endgültigen Form niederzulegen, die ohne dazwischengeschaltete Maschinen lesbar ist.«

»Unsere Dweller-Freunde scheinen in solchen Dingen auffallend puristisch zu denken.«

»Wenn man so lange lebt wie sie, wird Zukunftsfestigkeit zur Besessenheit.«

»Vielleicht ist das ihr Fluch. Die ›Schnellen‹ müssen die Frustration ertragen, in einem Universum mit einer aufreizend niedrigen Geschwindigkeitsbegrenzung zu leben, und die ›Langsamen‹ leiden unter dem hektischen Tempo der Veränderungen, die in einer Art von überzogener Entropie münden.«

Fassin war langsam näher an Hatherence herangeschwebt. Nun kam er zwei Meter vor ihr zum Stehen und kippte ab, um deutlich zu machen, dass er sie ansah.



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